Und das Mädchen (zu "Rosengift")
Heidi Rehn für das Frauen Lesemagazin 05/04
Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin Mirjam Pressler legt mit “Rosengift” einen großen Roman über Liebe und Schuld vor: Gekonnt lotet sie darin nicht nur Abgründe menschlichen Verhaltens aus, sondern entlarvt auch die unerfüllten Sehnsüchte nach Liebe und Geborgenheit, für die Menschen bereit sind, alles zu geben
Lisa Bratt hat alles, was man sich wünschen kann: Erfolg als Krimischriftstellerin, eine wunderschöne Wohnung, ein Leben im Einklang mit sich selbst. [...]
Als die etwa 50-Jährige eines Nachts die 18-jährige Annabella vor ihrem gewalttätigen Freund rettet, gerät ihr bis dahin so wohl geordnetes Leben gründlich durcheinander. [...] Mit Annabella tauchen Erinnerungen und Gefühle auf, die sie lange tief in sich verschlossen hat. [...]
In dieser psychologischen Studie liegt der Reiz des Romans. Die Fragen, wie es weitergeht, wie sich Lisa verhält, ob sie endlich etwas unternimmt und was sie letztlich wirklich tut, lassen einen während des Lesens nicht mehr los. Mirjam Pressler gelingt es, aus einer simplen Ausgangsposition – ältere Frau nimmt jüngere Frau bei sich auf – ein Buch zu machen, das sich spannend wie ein Krimi liest. Gleichzeitig packt sie in dieses vordergründig einfache Handlungsschema eine Vielzahl existentieller Fragestellungen hinein, die zuletzt in der großen Frage nach der Schuld gipfeln: Inwieweit wird man schuldig, wenn man nichts tut, sondern alles nur geschehen lässt?
[...]
Die meisten ihrer Kinder- und Jugendbücher fesseln auch erwachsene Leser, gelingt es ihr doch immer wieder, nicht ur vielschichtige, psychologisch höchst interessante Figuren zu zeichnen, sondern auch Themen aufzugreifen, die alle Altersgruppen bewegen: Verlusterfahrungen in früher Kindheit, Aufwachsen in schwierigen sozialen Verhältnissen, Ausgrenzung sowie insbesondere die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit, die Beschreibung des eigentlich Unbeschreiblichen wie Judenverfolgung, Rassenhass, Völkermord, all dies findet sich in ihren Büchern immer wieder. Nie hat sie sich dabei dem Mainstream angepasst, immer hat sie nur das geschrieben, was sie selbst wichtig fand. “Man muss den Mut haben [...], auf dem Eigenen zu bestehen”, fasst sie es selbst ganz einfach zusammen. Genau dieser Mut aber ist ihrer Heldin Lisa abhanden gekommen.
28.11.04
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