Albtraum mit Tochterersatz
Karin Grossmann – Sächsische Zeitung 16. Oktober 2004
REIZVOLL Mirjam Pressler schaut tief in die Abgründe der Seele
Lisa Bratt schreibt routiniert und leidlich erfolgreich Kriminalromane. Sie sieht sich als eine gesetzte, erfahrene Frau, der nicht mehr viel im Leben passieren kann. Irrtum. Annabella erschüttert ihr Dasein. [...]
Erinnerungen brechen auf, die sie sorgfältig verdrängt zu haben glaubte. Was zunächst aussieht wie eine zweite Chance – eine Beziehung mit einer Beinahe-Tochter, ein Sympathie-Pakt gegen die Einsamkeit – entwickelt sich bald zum Albtraum. [...]
Vor allem aber weckt sie Schuldgefühle. Umsonst, spürt Lisa Bratt, hat sie sich all diese Jahre selbst getäuscht. Verdrängtes wird ihr bewusst , als sich die Bilder wiederholen: [...]
Mirjam Pressler beschreibt dieses furiose Auf und Ab zwischen Misstrauen, Selbstvorwürfen und Liebesbezeugungen still und unaufgeregt – ein reizvoller Kontrast.
Tief sieht sie dieser Lisa Bratt in die Seele. Abgründe tun sich auf. Es ist nach zahlreichen Büchern für Kinder und Jugendliche und nach vielen Übersetzungen Mirjam Presslers erster Roman für Erwachsene: ein feines, diffiziles Stück Literatur. Es beginnt scheinbar harmlos und gewinnt zunehmend an Gedankentiefe und Spannung.
Mit Sinn für Doppelbödigkeiten verhäkelt Mirjam Pressler das Schicksal ihrer Hauptfigur mit der Hauptfigur jenes Kriminalromans, an dem Lisa Bratt schreibt. Lisa sieht erstaunt, wie sich ihr die Geschichte unter der Hand verändert. [...] Das Leben, man ahnte es, kann das Schreiben ziemlich beeinflussen.
16.10.04
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