Statt Rosenkrieg an Mord denken
Cornelia Huber – Abendzeitung vom 20. September 2004
Gelungener Erstling: Mirjam Pressler schreibt jetzt für Erwachsene
Seit 25 Jahren schreibt sie Kinder- und Jugendbücher. [...] Obwohl Mirjam Pressler dieses Jahr der Deutsche Bücherpreis für ihr Gesamtwerk verliehen wurde, geht ihre Karriere in mancher Hinsicht jetzt erst richtig los: Die 1940 in Darmstadt geborene Autorin wagt erste Schritte in Richtung Belletristik.
Mit “Rosengift” (Bloomsbury Berlin, 256 Seiten, 18 Euro) legt sie ihr Romandebüt vor und lässt dabei nur die Frage offen, warum sie sich nicht schon längst zu diesem literarischen Exkurs entschlossen hat.
Die Ich-Erzählerin Lisa Bratt richtet ihre Gescchichte an eine bestimmte Person; glaubt man anfangs noch, man selbst als Leser sei mit dem vertrauten “du” gemeint, wird im Laufe der Lektüre klar, dass die Protagonistin mit ihrem rückblickenden Resumée jemanden aus ihrem Bekanntenkreis anspricht. Jemanden, der selbst im Plot eine nicht unwichtige Rolle übernimmt.
Bratt ist eine erfolgreiche Autorin und arbeitet am Manuskript ihres neuen Buches, das von Nelly, einer passionierten Rosengärtnerin handeln wird. Nelly, geplagt von Stillstand und Ehelangeweile, spielt mit dem Gedanken, ihren Mann dezent um die Ecke zu bringen.
Wer denkt, schon wieder en Buch im Buch, liegt hier falsch, denn Pressler lässt ihre Schriftstellerin lediglich anhand gedanklicher Monologe über ihr neuestes Werk grübeln und verwebt es geschickt mit der eigentlichen Handlung.
Ein junges, scheinbar heimatloses Mädchen tritt in das geregelte Leben der Erfolgsautorin. Was zunächst als zwei Tage langes Asyl für die Streunende gedacht war, entwickelt sich rasch zum Selbstläufer. Annabella bleibt, bzw. ihre Anwesenheit wird von der Hausherrin geduldet.
Auch wenn sie es sich selbst nicht ganz erklären kann, irgendwie genießt sie die neue Quasi-Mutter-Tochter-Konstellation sogar.
Während man das Auf und Ab der Zufalls-WG beobachtet, wird der Betrachter Zeuge von Lisa Bratts innerem Zwiespalt. Dies beschreibt Pressler psychologisch genau und schafft es so, “Rosengift” in immer schnellerem Tempo voranzutreiben. Während Nelly selbstquälerisch den Mord am Ehemann vorbereitet, verknüpft sich Lisas Leben mehr und mehr mit dem der Rosenzüchterin.
Mirjam Pressler stellt einen gelungenen Erstling vor, der einen bereits nach wenigen Seiten so einnimmt, dass es schwer wird, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
20.09.04
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